Geschichte von Vodice
Die ersten Siedlungen entstanden bereits in der Vorgeschichte im Hinterland von Vodice. Entlang der Straße, die Sie in die Stadt führt, liegen auf der linken und rechten Seite unsere Wurzeln und Geschichte verborgen, die das heutige Leben in diesem Raum bedingen.
Rakitnica, Mrdakovica, Pišća, Kamena und Okit sind heute die Namen der fruchtbaren Anwesen unserer schwerarbeitenden Feldarbeiter und waren einst Unterkünfte und Dörfer, in denen gelebt und gearbeitet wurde. Zahlreiche Fundstücke zeugen von dem beständigen Leben auf diesen Feldern bereits seit der Eisenzeit.
Es wird angenommen, dass über Nadin bis Zaton ein wichtiger römischer Handelsweg verlief, entlang dessen Route viele Siedlungen entstanden. Darüber berichten archäologische Untersuchungen in der Siedlung Dragišići und die erforschte Stätte in Velika Mrdakovica, wo Reste einer vorrömischen Siedlung und einer liburnischen Nekropole aus dem 4. Jahrhundert vor Christus gefunden wurden. Reiche Glasgefäßfunde, wahrscheinlich die wertvollste Sammlung dieser Art auf dem gesamten Gebiet des Römischen Reiches, weisen auf eine bedeutende Siedlung hin, die viele für die von Plinius beschriebene Arauzona halten.
Am Fuße der Fundstätte befindet sich die für römische Siedlungen typische Wasserfassung, eine natürliche Wasserfangstelle, in der Regenwasser gesammelt wurde und die die Einwohner mit Trinkwasser versorgte. Diese Siedlungen wurden mit den Jahren immer größer, es kamen neue Einwohner hinzu, und es entstanden neue Kulturen.
Die Felder in Vodice sind wasserreich und fruchtbar und bieten den idealen Ort zum Wohnen und für ein angenehmes Leben. Die Einwohner bauten Olivenbäume und Wein sowie Maraska-Sauerkirschen an. In den Feldern sind heute noch Reste der Wohnsiedlungen sichtbar; die Brunnen und die Tümpel, an denen das Vieh getränkt wurde, blieben erhalten.
Im Grün der bearbeiteten Felder verlaufen große Trockensteinmauern, die die Eigentümer voneinander abgrenzten und von dem dalmatinischen starken Geist, Willen, Trotz und der dalmatinischen Stärke zeugen. Der Zeit trotzen auch die sogenannten Bunje – alte, traditionelle Bauten, die einst den Hirten zum Schutz vor schlechtem Wetter oder als Werkzeugablage dienten.
Die Feldarbeiter, gottesfürchtige und arbeitsame Menschen, bauten Kirchen an den Friedhöfen in Siedlungsnähe. So errichteten die Einwohner der Siedlungen Mrdakovica und Pišće im Jahr 1298 die Kirche des Heiligen Elias, die jedoch erst 1493 eingeweiht wurde. Die benachbarte Siedlung Rakitnica wird im Jahr 1251 als Teil des Anliegens der namhaften Familie Šubić erwähnt. Der Bau der Kirche begann im Jahr 1415, so dass nach Abschluss der Bauarbeiten im Jahr 1448 die Pfarre des Heiligen Johannes gegründet wurde.
Um 1509 wurde auf dem Berg über der Siedlung mit dem Bau von Gradina, einer Festung, begonnen. Die Einwohner von Rakitnica waren verpflichtet, Arbeitskräfte zur Verfügung zu stellen und 50 Dukaten für den Bau eines Kalkmeilers zu geben, den Rest mussten die Adeligen aufbringen. Im 15. Jahrhundert, als sich das türkische Reich durch die Eroberungen auch auf diese Gebiete auszubreiten begann, verkündete die venezianische Herrschaft in Šibenik, dass in der Nähe größerer Siedlungen auf allen größeren Erhebungen Wachtürme und Mauern zu errichten seien, um die Bevölkerung vor der unmittelbaren Gefahr zu schützen und eine effektivere Verteidigung zu gewährleisten.
Nach Ausbruch des Krieges zwischen Venedig und den Türken im Jahr 1570 entsandte die venezianische Herrschaft ihre mächtigen Truppen aus Šibenik nach Gradina. Dies war umsonst, denn die Türken eroberten Rakitnica bereits im darauffolgenden Jahr. Der Großteil der Bevölkerung war nach Vodice geflohen, während sich die Türken in Rakitnica niederließen und ihr Lager in Gradina aufschlugen. Es kamen sogar der Aga und der Disdar hinzu.
Šibenik versuchte einige Male, Rakitnica zurückzuerobern, doch dank der so gut gebauten Festung konnte ihnen das nicht gelingen. Um 1645 hielten sich hier Behaber Ibrahim Hozić und Mustafa Hadžija auf. Von der Festung Gradina aus lag den Türken die gesamte Umgebung von Murter bis Šibenik quasi vor den Füßen, und sie bedrohten verstärkt die Küstenorte, so auch Vodice. Einige Male versuchten sie sogar, die Insel Prvić zu erobern. Dennoch war das Leben nicht nur von Kriegen und Eroberungen geprägt. Die Menschen lernten, gemeinsam unter den neuen Gegebenheiten zu leben. Ehen und Freundschaften zwischen Christen und Muslimen waren keine Seltenheit.
Um 1646 sahen sich Srima und Vodice einem heftigen Angriff der Türken ausgesetzt. Nach erschöpfenden Kämpfen flüchteten die Einwohner von Srima auf die Insel Prvić, während sich die türkischen Kräfte in ihrer Siedlung niederließen. Da befand sich Vodice in großer Notlage: türkische Rakitnica hinter dem Rücken, türkische Srima im Osten. In der Nacht kehrten die Einwohner von Šepurine ganz leise nach Vodice zurück, knieten gemeinsam mit den Einwohnern von Vodice vor ihren Pfarrer Fra Petar Mesalinić nieder, der in der einen Hand ein Kruzifix und in der anderen einen Säbel hielt, und baten Maria um Gottes Hilfe: „Unsere Mutter, die Königin der Kroaten, bewahre das Darf vor diesem Krieg!“. Die Türken griffen in der Morgendämmerung aus Richtung Srima und Okit mit 4.000 Kavalleristen unter Führung des berüchtigten Pascha Ibrahim an. Das Glück oder der Himmel ließ gerade an diesem Morgen das Handelsschiff von Daul Dot aus Zadar nach Vodice segeln und im letzten Moment das Feuer aus den Schiffskanonen auf die Stellungen der Türken eröffnen. In dieser Schlacht wurden die türkischen Streitkräfte halbiert, wonach sie Vodice nie mehr so stark angriffen. Die Schlacht und die unglaubliche Tapferkeit der Einwohner von Vodice wurden auch von dem Volksdichter A. Kačić Miošić in seinem Liederbuch beschrieben.
Der Frieden hielt erst mit der Unterzeichnung des Friedens von Karlovac beziehungsweise mit der totalen Niederlage des türkischen Heers vor Wien in diese Gebiete Einzug. Ein Teil der Bevölkerung kehrte zu dem alten Leben auf den Feldern zurück, die Mehrheit jedoch blieb in Vodice und ging in das Hinterland, um die Felder zu bewirtschaften. Fleißig und beharrlich, wie sie waren, wurden sie wieder für ihren Wein, ihre Oliven und ihre Sauerkirschen bekannt, die sie zur Weiterverarbeitung nach Zadar brachten.
Die Entstehung von Vodice ist mit dem Baubeginn der Kirche des Hl. Kreuzes im Jahr 1402 verbunden, die sich heute neben dem Hotel Punta befindet.
Vodice wird in demselben Jahr in einer Schrift aus Šibenik zum ersten Mal erwähnt. Dort wurde den Knechten und Feldarbeitern von Vodice angeordnet, für die Errichtung der Kathedrale in Šibenik zu zahlen. Zu diesem Zeitpunkt war die Küste sehr wenig besiedelt, es gab nur ein paar wenige Häuser. Hier legten Boote an, und es gab einen Markt. Heimische landwirtschaftliche und handwerkliche Produkte wurden gegen Produkte, die auf den Booten gebracht wurden, getauscht.
Dennoch war Vodice in einer Hinsicht ein Phänomen: Das Trinkwasser wurde bis Ende des 19. Jahrhunderts exportiert. Die Wasserbrunnen waren auch der eigentliche Grund, warum der Ort gerade hier entstand. Bis heute sind auf dem Hauptplatz zwei der Brunnen erhalten, die als Gedenken an die Tradition und die alten Bräuche dienen.
Der Brunnen war nicht nur ein Ort, an dem Trinkwasser geholt und Wäsche gewaschen wurde, er war vielmehr ein Ort, an dem alle gesellschaftlichen Ereignisse stattfanden: Hier verliebte man sich, es wurden Heiraten arrangiert, hier wurde getanzt und gesungen, hier kam man zusammen und ging auseinander, hier wurde gelacht und geweint.
Während des 15. und 16. Jahrhunderts wurde um den Ort herum in mehreren Phasen eine hohe Schutzmauer mit drei Türmen gebaut, die die Bevölkerung schützten und die Kontrolle der in die Stadt kommenden Reisenden ermöglichten. Die Häuser wurden aneinander gelehnt gebaut, die Straßen waren so schmal, dass gerade ein Wagen hindurch passte. Es gab so schmale Gassen, dass nicht einmal zwei Menschen nebeneinander vorbeigehen konnten. So war es leichter, sich sowohl vor dem Winter als auch dem Feind zu schützen.
Vor dem Stadttor wurde ein Wirtshaus (badž-han oder bažana, wie es die Einheimischen nennen) errichtet. Hier mussten die Marktbesucher ihre Pferde abstellen und Waffen abgeben, was besonders für die türkischen Feinde galt. Später im Jahr 1878 wurde auf den Fundamenten des alten Wirtshauses ein neues Haus gebaut.
Als die Gefahr durch die Türken abnahm, wurden die Mauer und die Türme abgerissen; das gute Gestein diente zum Bau von Wohnhäusern. Heute können wir leider nur annehmen, wo die Mauer verlief und wo sich die drei Türme befanden.
Im Zentrum des Ortes steht heute noch der im Jahr 1646 errichtete Turm von Čorić. Er wurde von der wohlhabenden Familie Fondra aus Šibenik als Sommerhaus gebaut. Man kann davon ausgehen, dass die anderen Türme ähnlich aussahen. An den Turm von Pigin können sich ältere Bewohner von Vodice noch erinnern, weil er erst nach dem Zweiten Weltkrieg abgerissen wurde. Der zweite Turm befand sich höchstwahrscheinlich an der Poljana und der dritte am Ende der Straße Hrvatskih prvoboraca.
Der Hafendamm wurde ebenfalls im Jahr 1646 gebaut, was Vodice wirtschaftlich noch mehr stärkte.
Nach dem endgültigen Abzug der Türken blühte das Dorf auf, es wurden immer mehr Häuser auch außerhalb der Stadtmauer gebaut. Die Bevölkerungszahl nahm rapide zu, und die kleine Kirche des Hl. Kreuzes wurde zu klein, um die vielen Gläubigen aufzunehmen. Es wurde entschieden, eine neue Pfarrkirche im Zentrum zu bauen. Der Bau begann 1746 und ging unter der Leitung des berühmten Barockbaumeisters Ivan Skoko bis 1749 weiter. An die Kirche wurde von dem Baumeister Vicko Macanović aus Dubrovnik ein Kirchturm gebaut. Im Jahr 1891 wurde Vodice eine selbständige Gemeinde, welche die Orte Dražice, Pišću, Okit, Rakitnicu, Stajice, Vrbice und Tribunj umfasste. Vodice wurde immer mehr zu einem Wirtschafts- und Verwaltungszentrum.
Heute ist Vodice ein beliebtes touristisches Zentrum, das bekannteste an der Mitteladria. Und das ist kein Zufall. Seine Anfänge nahm der Tourismus bereits vor 50 Jahren, als sich die Bewohner von Vodice für diesen Wirtschaftszweig entschieden.